Sonntag, 25. Januar 2009

Qimonda-Pleite

Am Freitag hat der deutsche Halbleiterhersteller Qimonda AG Insolvenz angemeldet, da eine weitere Finanzierungslücke von 300 Millionen Euro aufgetaucht war. Betroffen davon sind ca. 13.500 Beschäftigte, wovon gut 5.000 in Deutschland arbeiten. Die Schuld dafür weisen sich wieder einmal alle gegenseitig zu. Die Politik dem Unternehmen, das Management der Politik und die Gewerkschaft IG Metall, die aber bei Qimonda wohl kaum Mitglieder hat, dem Management. Die Produktion an sich soll aber erst einmal weitergehen.

Gerettet werden soll das Unternehmen nun von Bund und Ländern. So zumindest die Vorstellung des Unternehmens selbst. Gesucht wird aber auch noch ein entsprechender Investor. Die Muttergesellschaft Infineon, die noch 77,5% der Aktien hält, hat aufgrund der Wirtschaftskrise selbst Probleme.

Aber selbst Politiker scheinen nicht mehr daran zu glauben, das mit Finanzhilfen noch etwas zu retten ist. Experten sehen im Bereich der Halbleiter sowieso nur noch eine Möglichkeit im Zusammenschluss von Unternehmen, da einige Firmen schon seit Jahren Halbleiter unter ihren Herstellungskosten verkaufen. Zudem sei der Bereich der Halbleiterproduktion in Deutschland von Anfang an auf Subventionen begründet gewesen. Ohne diese Anreize hätten Firmen in Deutschland wohl nie Jobs in diesem Bereich geschaffen. Der Muttergesellschaft Infineon selbst droht nun auch evtl. auch die Rückzahlung von Fördermitteln.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Europäische Union (EU) die Zuschüsse auf neue Fabriken auf 27% begrenzt. Einige Staaten in Asien geben aber beispielsweise bis zu 100%. Taiwan zum Beispiel hat vor kurzem 2 Milliarden US-Dollar für "seine" Halbleiterindustrie zur Verfügung gestellt. Das ist die Summe, die Deutschland seit den 1990er Jahren in Euro insgesamt zur Verfügung gestellt hat.

Begründet wurde die Halbleiter-Produktion in Deutschland am 6. Februar 1984 durch einen Vorstandsbeschluß der Siemens AG. Mitfinanziert durch Staatssubventionen sollte so die Unabhängigkeit von amerikanischen und asiatischen Herstellern verringert werden. 1998 wurde dieser Bereich aufgrund von Milliardenverlusten in die Infineon Technologies AG ausgegliedert und Infineon verfuhr zum 1. Mai 2006 aus gleichem Grund ähnlich und gliederte den Bereich in die Qimonda AG aus. Allgemeines Problem dürfte sein, dass Deutschland sich nun doch wieder in die komplette Abhängigkeit von amerikanischen und asiatischen Herstellern begibt. Aber auch von diesen werden sicherlich noch einige pleite gehen.

Einen Einblick auf Mitarbeiter und deren Gefühle gibt der Artikel "Qimonda: Standort in München - Unsere Branche gibt's nicht mehr" aus der Süddeutschen Zeitung von diesem Wochenende.

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