Dienstag, 27. September 2016

Buchrezension "Chaos Monkeys"

Zur Abwechslung gibt es hier mal wieder eine Buchrezension. Und dann auch noch eine eines englischen Buchs. Es geht um den Titel "Chaos Monkeys - Inside the Silicon Valley money machine" von Antonio García Martínez bei dem ich mich nicht dazu durchringen konnte auf die deutsche Fassung zu warten, denn dazu hörte sich das ganze viel zu interessant an. Eine deutsche Fassung wird es sicherlich geben, da wäre aber die Frage wann. Im Netz konnte ich dazu bisher nichts weiter finden, denke aber mal dass das noch einige Zeit dauern wird.

Worum geht es? Der Titel "Chaos Monkeys" mag den IT-interessieren/-affinen Menschen vielleicht erst einmal ein wenig verwirren. Bezeichnet man damit doch eher eine Software, die Serverausfälle simulieren bzw. durch Simulationen, etc. dafür sorgen soll, das solche nicht auftreten. Im Endeffekt also etwas wie eine Gruppe Affen die wild in einem Rechenzentrum herumspringen und mal hier und mal dort einen Stecker ziehen und ähnliches. Der Untertitel "Inside the Silicon Valley money machine" bringt einen da schon eher in die richtige Richtung.

Der Autor selbst war gut zwei Jahre im mittleren Management bei Facebook beschäftigt und hat nach seiner Entlassung eben dieses Buch über die Zeit dort geschrieben und ermöglich einen durchaus interessanten Einblick in seine Zeit dort. Einen weiteren Einblick mag auch ein Interview mit dem Tagesspiegel geben. Letztendlich nimmt seine Zeit bei Facebook einen Großteil ein, aber auch die Geschichte wie er dorthin gekommen ist (von Goldman Sachs über Adchemy mit der Software AdGrok und einem Startup selbständig gemacht - hier war auch der Y Combinator von Yahoo! mit involviert - wurden Software und Entwickler an Twitter verkauft wohingegen Martínez selbst zu Facebook ging). Dadurch weiß er natürlich durchaus, wie das Silicon Valley so funktioniert.

Auch er selbst musste bei Facebook entsprechende Erklärungen unterschreiben, dass keine Interna nach draußen dringen. Und in der Tat hat man da in der Vergangenheit recht wenig gehört. Und er ist auch der Meinung, dass Facebook die Daten seiner Nutzer nicht verkauft, sondern sie eigentlich kauft ("Facebook doesn't sell your data; it buys it!"). Und er hatte bei Facebook selbst auch den Auftrag, aus den Benutzerdaten Profit zu schlagen bzw. die entsprechende Software und Algorithmen dafür zu entwickeln. Und dies ist demnach nach wie vor ein entsprechendes Problem, denn um Werbung in Echtzeit einblenden zu können müssen Sprache, Lokalisierungen oder auch Ironie entsprechend berücksichtigt und verarbeitet werden. Eine Sache, die bisher noch nicht so wirklich funktioniert. Und auch sein Projekt wurde "abgesägt" und letztendlich folgte seine Entlassung daraus. Ein laut ihm ganz normaler Vorgang in den USA.

Inhaltlich gibt es einen recht guten und auch interessanten Einblick in die Firmenkultur und Arbeitsweisen bei Facebook (wo demnach teilweise wirklich rund um die Uhr und überall gearbeitet wird und somit gerade das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie sicherlich nicht sehr weit oben auf der Agenda steht) sowie auch anderen Unternehmen und den Kapitalgebern in den USA. Was Martínez aber auch zu dem Schluß kommen lässt, dass am Ende immer das Silicon Valley gewinnen wird und andere Standorte (wie hier in Deutschland ja oft gesagt: Berlin) das nachsehen haben werden bzw. mit den Konsequenzen leben müssen. Auch wenn viel, viel Geld bei Investitionen in den Sand gesetzt wird.

Wie ich finde ein sehr interessantes und teilweise auch informatives Buch über ein Unternehmen, dass von sich selbst behauptet kein soziales Netzwerk zu sein, sondern die persönliche Zeitung eines jeden einzelnen Nutzers.

Das Buch:
Chaos Monkeys
Inside the Silicon Valley money machine
Antonio García Martínez
Ebury Press, 2016, London
ISBN 978-1-78503-454-1
Preis 12,99£
Kontakt www.eburypublishing.co.uk

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