Samstag, 11. August 2012

Kritische Medienberichterstattung unerwünscht?!

Ich habe einige Zeit hin und her überlegt, allerdings ist mir keine bessere Überschrift eingefallen.

Für all diejenigen, die es vielleicht noch nicht mitbekommen haben: Dem Journalisten Jens Weinreich, der gut und kritisch aus dem Sportbereich berichtet, ist als freier Journalist vom Deutschlandradio gekündigt worden. Unter dem Titel "#London2012 (XXIX): #openFriedrich und andere Transparenzallergiker: warum das Deutschlandradio mir Berufsverbot erteilte" berichtet er in seinem Blog darüber und es gibt auch schon fast 100 Kommentare dazu.

So hat Weinreich unter anderem kritisch über die Umstände bei der FIFA geschrieben, sich mit dem Thema Doping beschäftigt oder sich kritisch mit den politischen Zielvereinbarungen was die Anzahl der erwarteten Medaillen durch die Politik angeht, auseinandergesetzt. Dafür gab es bereits im Jahr 2009 sogar den Grimme-Award. Artikel, die ich (wenn auch nicht alle) immer wieder gerne lese und ein Blog, dass wie selbstverständlich auch bei mir im RSS-Reader zu finden ist.

Was nun seine Kündigung durch das Deutschlandradio (DRadio) angeht, kennen wohl nur die beteiligten Parteien alle Inhalte, aber was mich so ein wenig verwundert ist der Schnellschuss des DRadios, sich entsprechend in einer Veröffentlichung zu äußern, deren Wortwahl für mich teilweise schon sehr grenzwertig ist (Schnellschuß?). Der von Jens Weinreich gewählte Begriff des Berufsverbots mag sicherlich überspitzt sein, dürfte aber zumindest für zukünftige Tätigkeiten im bzw. Aufträge aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich durchaus zutreffen.

Und warum sollte er selbst in der Öffentlichkeit auch für jedermann nachlesbare Unwahrheiten verbreiten? Um anschließend überhaupt nicht mehr als freier Journalist arbeiten zu können, weil man ihm dann sowieso nicht mehr glauben würde?! Das ist alles irgendwie schon sehr merkwürdig.

Richtig bedenklich finde ich allerdings die Tatsache, dass es Gerüchte gibt, dass die Kündigung (auch) mit auf Druck der Politik hin erfolgt sein soll. Sollte sich das bewahrheiten, kann man sich wohl endgültig von kritischen Journalismus in Deutschland verabschieden, der sowieso schon sehr rar gesät ist. Gerade auch wenn man liest, wie sich gerade erst die Politik, namentlich durch den Bundesminister des Innern, Hans-Peter Friedrich (CSU), beispielsweise dagegen wehrt, ihre mit Steuergelder bezahlten Zielvorgaben für die Olympiateilnehmer nicht veröffentlichen zu müssen. Das ist Dank zweier klagender Journalisten (Daniel Drepper und Niklas Schenck) mittlerweile geschehen (#openFriedrich), geblieben ist aber trotzdem einiges an Intransparenz. Aber es geht da ja auch nur um 130 Millionen Euro ...

Ich bin ja mal gespannt, ob es in den kommenden Tagen aus der Politik und/oder vom Deutschlandradio noch eine entsprechende Aussage oder Erklärung geben wird. Erwarten tue ich da aber nicht zu viel. Ebenso wie von den restlichen deutschen (Print-) Medien. Es gab heute in der Radiosendung Breitband vom Deutschlandradio Kultur wohl noch einen kurzen Beitrag, der ist allerdings bis jetzt noch nicht als Podcast veröffentlich worden.

Ich wünsche Jens Weinreich für die Zukunft auf jeden fall einen kompetente(re)n Arbeit- bzw. Auftraggeber, der kritischen Journalismus zu schätzen weiß!

(Bisherige) Links zum Thema:

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